Kurventraining

15. Mai 2007

Nobody is perfect - und wir schon gar nicht. Unsere fahrerischen Fähigkeiten ebenfalls nicht - individuelle Traumata mal ganz außen vor gelassen. So wurde schon vor Monaten die Idee geboren, einmal gemeinsam ein Kurventraining mitzumachen. Und weil wir ja alle vielbeschäftigte Frauen sind, gefiel uns das Angebot des ADAC, der in seinem Fahrsicherheitszentrum in Embsen so genannte After-Work-Kurventrainings im Programm hat. Voller Tatendrang mache sich unsere damalige "Neue" Birgit Z. ans Werk und buchte bei dem großen Andrang gleich zwei Gruppen à zehn Personen, die wir flugs mit Freunden und Familie, Männlein oder Weiblein auffüllten. Ein rundes Dutzend Motorräder trudelte am frühen Nachmittag am Zollenspieker ein. Den vermeintlichen Stau an der Baustellenampel auf der Geesthachter Staustufe meidend, setzten wir mit der Fähre über und machten uns unter Elkes erfahrener Führung auf den Weg in die Lüneburger Heide. Hatten wir wieder mal ein Glück mit dem Wetter: In den Tagen vorher war's immer mal feucht und stürmisch, am Tag drauf regnete es fast durchgängig, aber an dem fraglichen Dienstag zwischen den Stammtischen schien fast den ganzen Tag die Sonne und so konnten wir uns frohen Mutes in die Kurven stürzen!

Nach dem pünktlichen Eintreffen der gesamten Mann- und Frauschaft und dem unvermeidlichen Eintragen in diverse Listen begrüßten uns unsere Instruktoren Gernot und Bernd, die uns mit Geduld und Humor, Sachverstand und Ausdauer in den kommenden Stunden durch die Kurven halfen. Ein letzter Luftdruckcheck, wo nötig, dann bot uns der traumhafte Parcours des Fahrsicherheitszentrums mit seinen Kurven, Serpentinen, Schikanen und Kreisbahnen alle Gelegenheit zu üben, üben, üben.

Mangels dritten Instruktors absolvierten wir den Nachmittag letztlich nicht, wie vorgesehen, in drei einigermaßen erfahrungs- und interessenhomogenen Gruppen, aber trotzdem nahmen alle Teilnehmenden sicher eine Menge mit. Dafür hatte zumindest Gernot Unterstützung durch seinen Freund Peter, einigen von uns bereits als Instruktor bei Trainings von mototeam Academy bekannt, der so manchen wichtigen Aspekt in das Training einbrachte.

Am jeweiligen Gruppenstützpunkt bot sich in den Fahrpausen immer wieder reichlich Gelegenheit, nicht nur den Flüssigkeitshaushalt zu regulieren oder Fotos zu machen, sondern auch, die jeweils fahrende Hälfte der Gruppe zu beobachten. Garniert mit artistischen Einlagen - Höchstnoten für den künstlerischen Wert sind für Gernot natürlich Ehrensache - wurden dann die gemachten Beobachtungen und Fehler gründlich besprochen und Fragen über Fragen beantwortet wie z.B.: - Wie halte ich meine Füße optimal und sicher? - In welcher Haltung habe ich den besten Kontakt zum Motorrad? - Wie fahre ich die Kurve am sinnvollsten an? - In welchem Gang und in welcher Geschwindigkeit fahre ich um die Kurve? - Wie komme ich in die optimale Schräglage? - Legen, drücken, Hangoff oder was? - Kann ich in der Kurve bremsen? - Wo sehe ich hin, um richtig um die Kurve zu kommen?

In der Kreisbahn probierten wir Gänge, Körperhaltung und Blickrichtung...

... und die Schikane forderte uns immer und immer wieder. Es ist schon eine tolle Sache, sich ganz auf das Fahren und Üben konzentrieren zu können, ohne etwa hinter einer nicht einsehbaren Kurve damit rechnen zu müssen, auf Sand, Scherben, Kuhfladen, Pfützen oder gar Gegenverkehr zu treffen!

Fünf Stunden intensiven Trainings sind kein Pappenstiel und je tiefer die Sonne sank, desto mehr sanken teilweise auch Konzentrationspegel und Körpertemperatur. Aber Kurvendiskussionen an der Serpentine im Sonnenuntergang haben natürlich auch was und so fuhren wohl alle mit dem Gefühl nach Hause, viel gelernt, an Sicherheit gewonnen und vielleicht sogar das persönliche Kurventrauma ein weiteres Stück überwunden zu haben. Bei solchem Wetter, solchen Trainern und in solcher Gesellschaft kein Wunder, oder? Dem taten die Regentropfen, die den Einen oder die Andere kruz vor der Heimkehr dann doch noch überraschten, hoffentlich keinen Abbruch...