25 jähriges Bestehen des Hexenringes
27. – 29. August 2004
Als ich feststellte, daß ich mich wirklich und wahrhaftig als Einzige unseres Stammtisches zum Treffen anläßlich des 25 jährigen Bestehen des Hexenringes angemeldet hatte, war ich ganz schön bedröpst. Puh, so weit und ganz alleine? Na fein!
Der Tag rückte näher und es wurde Zeit mir eine Strecke zu überlegen.
Nur Nebenstrecke? Kommt nicht in Frage, dauert viel zu lang.
Nur Autobahn? Kommt nicht in Frage, viel zu lang–weilig!
Also eine Mischung, ein Drittel Spaß und zwei Drittel Strecke wegschaffen. Gedacht, getan: Karte her und planen. Dosenbahn bis Hannover-Münden/Lutherberg, Rest auf mittleren und großen Straßen. Der Rückweg entsprechend umgekehrt.
Der Tag ist schon fast da und die Wettervorhersage immer noch mies, von wegen wenn Engel reisen! Bin ich etwa keiner?
Früh um 9.00 Uhr geht es los. Pause mache ich, wenn es regnet, nehme ich mir vor. Nur für mich bin ich verantwortlich, also kein fester Pausenrhytmus. Ich komme gut voran. Nach 340 km muss ich auf Reserve schalten, habe vergessen, dass ich bereits gestern tankte und danach noch etwas unterwegs war. Beim Gucken nach einer Tankstelle blitzt es. Mist, auch hier gibt es Wegelagerer, hoffentlich haben die mich nur von vorne!
Längst liegt die Autobahn hinter mir und ich bin bereits in Hessen. Da es immer noch nicht geregnet hat, steige ich entsprechend steifbeinig vom Motorrad. Die Tankstelle ist so klein, eigentlich ein Getränkemarkt, daß sie mir für eine Pause nicht geeignet erscheint, also fahre ich weiter und bin bereits um 13:45 in der "Unteren Mühle" in Steinbach, ohne Pause. So alleine ist das doch ein ganz anderes Fahren. Und wenn es einfach nicht regnet, dann eben nicht. Bin ich doch ein Engel?
Martina und Tatjana sind als Organisatorinnen bereits gestern angereist und es gibt ein wildes Begrüßungshallo. Ja, ja, die Norddeutschen, immer als erste da! Lange nicht gesehen und sofort wieder ein vertrautes Verhältnis. Lange sitzen wir zusammen und reden und reden und reden. Die Wirtin Frau Hauser heißt mich auch herzlich willkommen, dann hole ich meine Klamotten und nehme mein Zimmer in Besitz. Ganz oben unter dem Dach, am klappernden, rauschenden Mühlrad. Unheimlich heimelig und liebevoll eingerichtet. Meine Zimmergenossin wird Ingrid aus Köln sein, aber die kommt erst Samstag an. Also eine Nacht alles für mich!
Nach der Dusche noch schnell auf dem Hof nach meinem Motorrad sehen, 2 Neue sind angekommen, es sind Cora und Ingrid! Welch eine Freude die beiden zu sehen. Bis Mitte Juli waren sie noch auf Weltreise. Ihre Berichte, die ich per eMail und Hexenrundbrief regelmäßig erhielt, habe ich verschlungen und die beiden glühend beneidet. Ingrid kenne ich bisher nur von den Reisefotos, aber sie ist mir auf Anhieb sehr sympatisch.
Nach der Begrüßung durch Tatjana und Martina und der Zimmerbegehung gibt es, vorläufig noch zu fünft, selbstgemachten Kuchen der Familie Hauser und dazu einen privaten Reisebericht von Cora und Ingrid mit vielen Zwischenfragen. Jetzt erfahren wir auch von den Schwierigkeiten, in Deutschland wieder anzukommen.
Und endlich fällt jetzt auch der angesagte Regen. Ganz viel und ganz lange. Alle anderen Frauen entladen die Motorräder im Regen, mit Helm aufbehalten und ganz doll beeilen.
Familie Hauser hat uns ein wunderbares Buffet aufgebaut. Mit Fleisch, ohne Fleisch, Suppe mit und ohne, Nachtisch... Alles ist da und alles schmeckt ganz hervorragend. Inzwischen sind wir rund 30 Frauen und überall sitzen Gruppen und reden und lachen. Die Getränke sind wirklich günstig und es gibt selbst aufgesetzte Liköre die wirklich ganz doll lecker schmecken! Da heißt es aufpassen, denn wir wollen ja morgen noch fahren!
Obwohl es morgens sehr trübe aussieht, bin ich früh beim Frühstück. Daß es immer noch regnet, konnte ich wegen des Mühlrades nicht hören und so sitze ich lange beim Kaffee. Nach und nach tauchen die Frauen alle auf, denn viele haben gestern länger durchgehalten als ich.
Keine macht Anstalten Motorrad fahren zu wollen, denn es regnet immer noch. Einige bestellen sich ein Taxi und fahren nach Fulda zum shoppen. Aber ich will fahren, nehme meinen Tankrucksack und meine schon zuhause ausgedachte Tour und fahre einfach mal los. Es nieselt nur wenig, aber stetig, trotzdem merke ich immer mal wieder, daß ich grinse. Auch im Regen kann Motorrad fahren Spaß machen!
Einige Male verfranse ich mich, aber umdrehen ist ja kein Problem. Außer vielleicht auf Schotter, wenn der bergab führende Weg nur noch 2 Meter breit ist und gleich in Matsch über geht. Und da hinten ist er ganz zu Ende, Mist. Motorrad wenden, rückwarts bergauf, na danke. Wenn dir die hier hinknallt... Das kannste knicken mit Hilfe von außen. Mir wird gut warm beim Rangieren. Ab und zu rutschen mir die Füße weg, aber es gelingt mir und ich kann den Weg zurück fahren.
Nach 250 km bin ich wieder in Burghaun. Mittlerweile scheint die Sonne, aber mir reicht es jetzt und ich fahre zurück in die Pension, wo ich schön heiß dusche und erfahre, daß die letzten Frauen eben erst losgefahren sind: "Hats doch vorhin de ganse Zit gregend!" Da stürze ich mich doch schon mal auf den bereit stehenden Kuchen und freue mich auf die dann nach und nach eintrudelnden Frauen.
Abends gibt es wieder leckeres Buffet a la Familie Hauser und wir unterhalten uns noch bis spät in die Nacht. Viele der netten Frauen, Inge aus Dortmund, Christine aus Köln, Barbara und Paty aus Bonn, und viele andere die ich lange nicht mehr gesehen habe. Trotzdem geht irgendwann auch der tollste Abend zu Ende. Ingrid aus Köln ist leider nicht aufgetaucht, gerne hätte ich sie wieder getroffen, aber so habe ich das Zimmer weiter für mich allein, auch schön!




Nach dem Frühstück mache ich mich gleich vom Acker. Noch regnet es nicht, also los! Wie auf dem Hinweg genieße ich zunächst die Gegend auf kleineren Straßen. Unterwegs sehe ich einen Schwarzstorch, wußte gar nicht, daß es die bei uns gibt! In Hedemünden tanke ich noch schnell voll und fahre dann auf die Autobahn. Pause gab es noch nicht, war ja trocken!
Auf Höhe der Raststätte Allertal, ich bin gerade an der Ausfahrt vorbei, beschließt irgendwer daß ich kein Engel bin und öffnet alle Himmelsschleusen. Innerhalb weniger Sekunden bremsen alle Fahrzeuge runter auf Tempo 15 und machen ihre Warblinklichter an. Wohl keine Minute später spüre ich den schlagartigen Wassereinbruch in meine Hose, bis heute glaubte ich, sie sei wasserdicht. Die Kälte breitet sich schnell aus, nicht daß ich friere, aber ich merke wie weit das Wasser gekommen ist. Im unteren Bereich des Slips werden sich keine trocknen Fasern mehr finden lassen... Pause? An der Raststätte bin ich ja gerade vorbei gewesen und nun ist es auch egal!
Raststätte Brunautal, ca. 50 km nach der Letzten: Plötzlich ist die Welt wieder hell, die Straßen wieder trocken. Ich friere immer noch nicht, nur mein Halstuch ist durch und das Wasser zieht sich im Brustbereich runter. Ist aber nur unangenehm und nun bin ich ja gleich zuhause, da mache ich dann Pause, aber ganz lange! Nehme ein heißes Bad und lasse das wunderschöne Wochenende nachwirken...