Weserbergland 20. - 22. Mai 2005
 
"Sind das alles Mädchen?"
(kleines Mädchen an der Tanke, irgendwo in der deutschen Servicewüste im Landkreis Celle)
Kastanienpause Sau T4 Klar waren das alles Mädchen. Und wäre Petrus eine Petra gewesen, hätte sie sicher von Anfang an verstanden und beherzigt, wie es zugehen muss, wenn Engel reisen. Denn leider nieselte es schon auf dem Weg zum Treffpunkt an der Shell-Tanke in Ohlendorf und während des ersten Teils unserer Wochenendtour nach Holzminden an der Weser stetig und hässlich herab und unsere Maschinen, Koffer und Taschen sahen danach aus. Nicole konnte es denn auch nicht lassen Kirstens Topcase entsprechend zu kennzeichnen. Das war, als Uschi schon nach den ersten Bergen tanken musste. Und hätte sie das nicht gemusst, hätten wir bestimmt gaaaaar nicht die Schatten auf der Straße bemerkt, die nur eins bedeuten konnten: Die Sonne kam zum Vorschein! Und blieb uns auch, allen Wettervorhersagen zum Trotz, ziemlich treu und das fanden wir gut. Denn auf den angekündigten Dauerregen hatten wir nun gar keine Lust. Trockene Serpentinen fahren sich einfach entspannter.
Zwölf Engel hatten sich vorgenommen ein schönes, kurven-, spaß- und kilometerreiches langes Wochenende im Weserbergland zu verbringen. Acht davon machten sich dazu am Morgen des Freitag, 20. Mai, auf die Reifen, denn Monika und Gabi hatten leider absagen müssen und Anja und Dorit konnten erst später nachkommen. Elke hatte nicht nur An- und Abreise und Unterkunft in der Jugendherberge Holzminden hervorragend organisiert, sondern sie und ihr GPS führten uns auch sicher und zuverlässig hin, herum und zurück. Dafür erst einmal den dickstmöglichen Dank! Aufenthaltsraum  Aufenthaltsraum JH
JH Pinocchio Weser Unser Weg nach Holzminden führte uns über schöne Landstraßen zum ersten Stopp am Lönsgrab, welches wir zwar an sich links liegen ließen, aber wir nutzten die Gelegenheit zur Einkehr in einer recht - na, sagen wir: rustikalen Gaststätte mit eigenwilligem Cappuccino und Bauernfrühstück, aber wenigstens war Uschi glücklich und wir anderen auch halbwegs satt, auch wenn es noch keine Spargelcremesuppe gab. Weitere Stopps unter Kastanien, neben Spielplätzen oder sonst am Wegesrand wurden zum Plaudern und Fotografieren genutzt, bis wir am frühen Abend an der Jugendherberge in Holzminden eintrafen und unsere lustigen Turmzimmerchen mit den dreistöckigen Fächerbetten und den vielen Stufen zu Klo und Dusche bezogen. Die JH Holzminden liegt nämlich nicht nur wunderschön direkt an der schnell fließenden und mächtig strudelnden Weser, sondern verfügt über einen runden, malerisch mit Efeu umrankten Turm, den wir ganz für uns hatten. Abgesehen davon, dass am zweiten Abend die selbst ernannten alten Säcke (so stand es jedenfalls auf deren T-Shirts, die zu allem Überfluss rücklings auch noch die Namen kundtaten) mit dunem Kopp meinten den Turm erkunden und auch mal ins oberste Zimmer eindringen zu wollen - aber Elke bereitete dem Spuk mit fester Stimme und deutlichen Worten ein jähes Ende und wir hatten den Turm wieder für uns.
Auf dem Weg zum Italiener kehrten wir erst einmal bei der nächsten Eisdiele und sogleich bei PLUS ein um uns für den späteren Abend in trauter Runde im Turmzimmer zu bevorraten. Das Problem der nicht käuflich zu erwerbenden Plastikbecher lösten wir geschickt, indem Elke der Eisdiele einige Pappbecher abschnackte und die spontan gekauften Trinkjoghurtbecher somit an sich überflüssig wurden. Während wir noch die Vorräte zur JH zurückbrachten, trafen auch Anja und ihre Hübsche ein, so dass wir dann doch zu neunt im Ristorante Pinocchio zwar nicht den reservierten Tisch einnahmen, sondern es vorzogen uns bei dem schönen Wetter draußen hinzusetzen. Das Pizzabrot mit Knoblauch muss genial gewesen sein, für die Spaghetti musste der Knoblauch jedoch nachgefordert werden. Einsetzender Nieselregen vertrieb uns dann genau zur richtigen Zeit und wir zogen um ins Turmstübchen, wo es sich mit gezieltem Sektkorkenknallen hervorragend Tauben aufscheuchen ließ, wir uns aber keineswegs darüber einig werden konnten, ob die leuchtenden Insekten draußen nun auch wirklich die erhofften Glühwürmchen waren. Sehr alt wurden wir alle nicht, am ältesten letztlich die Älteste und die Jüngste der Runde. Weser freilaufender Joghurt Adler
Adler Adler Immerhin wollten wir am folgenden Morgen um neun auf den Moppeds sitzen, alldieweil um elf Uhr unser erster Programmpunkt anstand. Um elf wollten wir nämlich an der Adlerwarte Berlebeck eine Flugvorführung erleben - was wir unter Verzicht auf eine Stippvisite auf dem Köterberg auch locker schafften. Der bayerische Falkner unterhielt uns mit Hilfe des Zivis im Hintergrund, vielen lockeren Sprüchen und zahlreichen Informationen über diverse Adler, Geier, Gaukler und sonstige Greifvögel, deren wir einige im Flug oder als Fußgänger erleben durften. Nächstes Mal wissen wir auch, wo wir uns hinsetzen, damit wir in den vollen Genuss der Schau kommen.
Unser Weg führte uns dann zur Burg Sternberg, an der wir das nächste Mal Rast machten, einen Blick ins sonnenbeschienene Burginnere warfen und versuchten die ansässigen Weinbergschnecken zu dressieren. Ein absolut sinnloses Unterfangen, aber immerhin eine schöne Gelegenheit die Makrofunktionen der diversen mitgeführten Digitalkameras auszutesten. Geier Adlerwarte Schnecke
Sternberg Café Pause Um zwei Uhr hatten wir uns verpflichtet in Daspe Dorit in Empfang zu nehmen, die erst am Vormittag aus Hamburg losfahren konnte, und waren auch so zeitig dort, dass wir uns schon sehr nett im Garten des Café Pause direkt an der Weser einrichten und warten konnten. Es gab zwar kein Bauernfrühstück um Uschi glücklich zu machen, aber Ofenkartoffeln, Laugenbrezeln mit Obatzder, Kuchen und diverse Salate waren dann doch dazu angetan knurrende Mägen zu besänftigen und Dorit bekam auch noch etwas ab, als sie schließlich den Weg gefunden hatte.
Weiter ging's durch Berg und Tal, Serpentinen und Geraden, bis Kirsten, Susann und Uschi am Nachmittag schließlich doch das Hinweisschuld "Holzminden 12 km" zu verlockend fanden. Nicole nutzte flugs die Gelegenheit kurzerhand Verbotsschilder außer Kraft zu setzen, indem sie sich mal eben zur Forstwirtschafterin erklärte und die Dominator ein bisschen durchs Gelände bewegte. Drei nahmen die Abkürzung zurück nach Holzminden, so dass nur 7 Mädels und Maschinen schließlich doch noch den Motorradtreffpunkt auf dem Köterberg heimsuchten und dann den Weg zurück zur Jugendherberge fanden. Waldpause Waldpfad
Köterberg Hof Weser Unser abendliches Essen mussten wir ausführlich suchen, aber nach der Erwägung diverser mehr oder weniger dubioser Italiener, Chinesen und Griechen wurden wir schließlich beim Strubbel-Peter fündig, wo wir enorm reichhaltige "kleine" Portionen zu absolut günstigen Preisen vertilgten und dann teilweise auch noch ein Eis. Die Preispolitik in Holzminden kam uns wirklich entgegen - für unter 10 Euro wurde jede gut und gerne satt und sitt und die Kugel Eis für 50 Cent konnte sich auch sehen lassen. Und wieder schlossen wir den Abend mit einer gemütlichen Runde im Turmzimmer.
Am Sonntagmorgen begrüßten uns strahlender Sonnenschein und wohlige Wärme, so dass Pullover, Jackenfutter und dergleichen in Massen in den Koffern verschwanden und wir schon knapp eine halbe Stunde vor der vereinbarten Zeit der Jugendherberge und dem äußerst netten (und durchaus ansehnlichen) Herbergsvater zum Abschied zuwinkten. Monika und Gabi haben sogar reelle Chancen ihr Vorausbezahltes zurückzubekommen! Frohgemut machten wir uns auf den Weg, bis uns die malerische Marienburg zu einem Besuch verlockte. Dass wir dort auch gleich auf einen riesigen Bikertreffpunkt stoßen würden, war uns nicht bewusst, störte uns aber auch nicht weiter - wir spazierten lieber zur Burg. Anja und Dorit besuchten sogar das Schlossmuseum, während der Rest es sich sparte dem Prügelprinzen die 4,50 € zu gönnen und lieber das Gemäuer mit seinen interessant mit Kieselsteinchen dekorierten Mauerfugen umrundete. Weser Turm Frühstück
Hof Abfahrt Marienburg Ja, und dann begann das Elend. Das Café, das Elke zur Mittagspause ausgeguckt hatte, machte erst um vierzehn Uhr auf, so dass wir um Viertel nach eins in Wienhausen vor verschlossener Tür standen. Uschi brauchte eh Herzhafteres, aber die Preisgestaltung bei dem sehr hübschen Landgasthof einige Meter weiter sorgte für ausführliche Diskussionen und schließlich Aufgabe des Projekts. Freundliche Restaurantbesucher, die unser Dilemma mitbekamen, gaben uns den Tipp ein nahegelegenes Schleusenrestaurant aufzusuchen. Dem Tipp folgten wir gerne, wurden aber bitter enttäuscht: Das Bauernfrühstück für 5 € noch was und ähnliche Kleinigkeiten waren just an dem Tag nicht zu bekommen, nur Teures und außerdem war es Viertel vor zwei. Und wie wir leidvoll erfahren durften, querten wir gerade einen Landstrich, in dem es üblich zu sein scheint, dass ab vierzehn Uhr die Küche zu ist. Servicewüste Deutschland. Und kein McDoof weit und breit. Gegen drei Uhr nachmittags kamen wir dann doch noch zu einem warmen Essen beim Italiener. Wie Elke schon sagte: Das sind ja keine Deutschen. Der Koch war zwar deutlich verliebt, aber satt wurden wir alle, Elkes Pizza-Eis sah sehr verlockend aus, und dem Guss, der dem Essen auf dem Fuß folgte, wichen wir ins Innere des Lokals aus, wo wir derweil schon mal das Geschäftliche erledigten und, sobald es wieder trocken war, weiter fuhren. Den angedachten Abstecher zum Kaffeetrinken nach Radbruch strichen wir letztlich aber doch vom Programm und verabschiedeten uns gegen achtzehn Uhr glücklich, aber kaputt wieder an der Tanke in Ohlendorf.
Was hat das Wochenende nun außer allgemein viel Spaß, interessanten Eindrücken und Ansichten gebracht? Mannigfaltige Erkenntnisse auf jeden Fall: Kirsten weiß jetzt, wie sie geirrt hat, als sie dachte, in Vierlanden gäbe es Kurven. Anja weiß, dass nicht überall, wo aglio e olio draufsteht, auch wirklich aglio drin ist. Uschi weiß mit tödlicher Sicherheit, dass man Trinkjoghurt besser mit Plastiktüte in den Rucksack steckt. Maureen weiß, dass sie Uschi mit zeitig bereit gehaltenem Bauernfrühstück stets glücklich machen kann. Nicole weiß, wann wir an ihrem sturmfreien Wochenende bei ihr zum Grillen einfallen. Elke weiß, wie auch das klügste GPS von Baustellen und plötzlich auftauchenden Stadtfesten gefoppt werden kann - aber zum Glück weiß sie ja auch mit dem Ding umzugehen und uns immer wieder auf den richtigen Weg zu bringen. Dorit weiß endlich, wo Daspe liegt. Susann weiß nun bestimmt für immer und alle Zeiten, dass das Bremsscheibenschloss tunlichst zu entfernen ist, bevor man losfährt. Birgit weiß, dass sie die perfekte Schlussfrau ist mit ihrem roten Helm. Und Britta wusste sicher schon vorher, wie so manche andere auch, dass sie sich mangels geeigneter Haartracht zum Rapunzel nicht eignet. Alles in allem ein schönes Wochenende in netter Gesellschaft - wann geht's wieder los? kazenoko Regen Eschede