"Alles Mädchen?
Das ist ja noch besser!"
21. Mai 2006
Also sprach die ältere Dame an der Jet-Tankstelle in Bergedorf beim Betanken ihres Kleinwagens. Ein ganzes Dutzend große Mädchen hatte sich um zehn Uhr mit ihren Moppeds dort eingefunden - sehr wacker, denn trocken konnte man den Morgen nun wahrlich nicht nennen. Alle Mann - Quatsch: Frau waren da, sogar Tina war die Treffpunktzeit diesmal nicht zu früh! Nur Eta hatte leider abgesagt - mit ihrem taufrischen Führerschein traute sie sich noch nicht in so großer Runde auf Tour zu gehen. Unseres herzlichen Glückwunsches konnte sie sich aber gewiss sein! Auf Susann warteten wir allerdings vergeblich. Die beantwortete schlaftrunken den Alarmanruf auf ihrem Handy, der sie soeben geweckt hatte, und so brauchte keine ihren eventuellen Aberglauben zu überwinden und der fürs Mittagessen bestellte Tisch musste auch nicht vergrößert werden.
Treffpunkt Jet-Tankstelle...   ...in Bergedorf
Anja, Britta, Dorit und Ulrike sind ja nun schon alte Kazenoko-Tour-Häsinnen, Martina, Monika und Tina fuhren immerhin schon zum zweiten Mal mit. Regina, Jutta und Maren hingegen waren zum ersten Mal dabei und Kirsten erlebte, recht aufgeregt, ihre Premiere als Leitstute. Elke schlüpfte in die ungewohnte Rolle der Nachhut und hielt die Herde tapfer zusammen. So kurvten wir gemütlich durch die Vierlanden Richtung Elbe und dann auf der anderen Elbseite zunächst nach Scharnebeck. Wieder einmal erwies sich, dass es auf der anderen Elbseite ganz anders aussehen kann, und so siegte der Optimismus und die letzten Regenklamotten fielen zwischen den Gehwegplatten, die in der Grasfläche am Schiffshebewerk den Motorradparkplatz bildeten. Und Ulrike trocknete fröhlich ihre Handschuhe mit Hilfe der Motorwärme ihrer neuen Bandit.
Regenkombi aus Handschuhwärmer Benzingespräche Unser Fuhrpark
Nur wenige machten sich auf die Strümpfe und spazierten zum Schiffshebewerk selbst. Dabei ist es durchaus beeindruckend zu sehen, wie und vor allem mit welcher Schnelligkeit dort die riesigen Kammern Schiffe und Boote die 38 m von einer Ebene des Elbe-Seitenkanals zur anderen gehoben oder gesenkt werden.
Hier wird einer gehoben Hier wird einer gehoben Hier wird einer gehoben Parkschild
Sogar den einen oder anderen Sonnenstrahl bekamen wir zu sehen, als wir weiter durch die Heide südwärts tourten. Toll die Farben des frischen Grüns und des blühenden Rapses, dessen Duft uns immer wieder in die Nase stieg! Pünktlich wie die Maurer trafen wir kurz vor eins am Museumsdorf in Hösseringen ein.
  
Im Haus am Landtagsplatz nebenan war ein Tisch für uns reserviert, an dem wir uns mit Heideköstlichkeiten verwöhnen ließen. Derweil sorgten unsere Helme für besondere Akzente in der Raumdekoration.
   ankicken
Leider begann es noch während des Essens wieder zu regnen und es tröpfelte noch immer, als wir das Restaurant wieder verließen. So ließen wir das Museumsdorf dann doch unbesucht rechts liegen und verzichteten auch im Verlauf der Route darauf die echte Wacholderheide unter die Füße zu nehmen. Vor allem verspürte keine von uns Lust darauf mit den auf dem weichen, sandigen Heideboden abgestellten Motorrädern "Domino Day" zu spielen...
  
Immerhin wurden die Straßen bald wieder trocken und es mussten sogar einige wenige Brummer ihr Leben an den Visieren der Vorausfahrenden lassen! Durch Wald und Flur ging es nach Amelinghausen und weiter nach Salzhausen, wo uns leider ein dicker Strich durch die Rechnung, sprich: die Pausenplanung gemacht wurde. Der Biergarten am Josthof, wo die nächste Rast fällig gewesen wäre, erwies sich nämlich leider als geschlossen! Kurzerhand fuhren wir also weiter nach Radbruch, damit Elke endlich einmal De goode Stuv, die Nippeshochburg des Nordens, besuchen konnte.

Damit wurde es leider nichts, denn für die mittlerweile noch verbliebenen zehn Frauen war dort nicht genug Platz. Außerdem waren wir alle ein bisschen durchgerüttelt, insbesondere Monika. Sie hatte nämlich die Abzweigung im Ortseingang unterschätzt und sich und ihre SR 500 aus der Kurve heraus in eine Hecke befördert. Zum Glück entstand kein nennenswerter Schaden an Leib und Mopped!

Stärkung erfuhren wir schließlich in Bardowick - die Kuchenstücke in De Kaminstuuv sind wirklich von nennenswerter Größe und auch das Eis nicht zu verachten. So hoben sich die Geister doch merklich und wir konnten erfrischt den Rückweg antreten. Ein Teil der Gruppe fuhr direkt in Rottorf auf die A 250 nach Hamburg, ein Teil folgte Kirsten über die Dörfer wieder Richtung Bergedorf und B5.

Kirsten zumindest war nach einer Tour noch nie so kaputt wie nach dieser immerhin "nur" ca. 200 km langen. Es macht schon einen gewaltigen Unterschied, ob man einfach nur mitfährt oder das Ganze in der Hand hat! Um Elke zu zitieren, die so treffend formulierte: "mit Terminplan, genauer Route und noch 7 Motorrädern (oder mehr) im Schlepp, die erwarten, dass man die Bedürfnisse voraus ahnt (Pinkelpause, dringendes Abschaltbedürfnis, Hunger, Durst oder Pulli unter(-raus) ziehen wollen weil zu kalt oder zu heiß, Helm mal abnehmen weil drückt, Nikotindepot auftanken, Sonnenbrille raus suchen, Tablette nehmen, Ausschnupfen, usw., usf ...) ist es sehr anstrengend. Und in den selbst dringend benötigten Pausen muss man Fragen beantworten, in Erfahrung bringen, ob irgendeine Kummer hat (falsche Position, zu schnell, zu langsam..), fotografieren, Small-Talken und den Terminplan im Auge behalten. Aber es macht auch riesigen Spaß! Vor allem, wenn alles wie geplant klappt."

Und das ist wahr. Und ein besseres Schlusswort gibt es nicht.