30. September 2007
Kleines Déjà-vu-Erlebnis zu Beginn: Wie schon im letzten Monat fand wieder quasi eine Sternfahrt nach Tötensen statt und
wieder fanden sich (fast) alle pünktlich um neun dort an der Tanke ein. Drei kurzfristige Absagen gab es dann aber doch: Tina hatte
als bekennendes Weichei schon am Vorabend per SMS vor dem von oben fallenden Wasser kapituliert, Birgit und Britta
mussten am Sonntagmorgen aus verschiedenen Gründen die Segel streichen und konnten nicht mitfahren. So waren es
denn nicht vierzehn, sondern "nur" elf Frauen, die sich auf den Weg Richtung Bremen machten: Kirsten, Barbara, Ellis,
Astrid, Ulrike, Birgit Z., Elke, Doris, Monika, Marion und Armgard.
Petrus schien leider vergessen zu haben, was zu tun ist, wenn Engel reisen: Grau war's am Morgen und blieb es auch
fast den ganzen Tag. Immerhin blieb es weitgehend trocken. Ab und zu streifte uns mal ein feiner Sprühregenschauer,
richtig warm wurde es nie, aber gelegentlich bekamen wir sogar kurz die Sonne zu sehen.
Barbara hatte die Idee für diese Tour gehabt, denn ihr Bruder hütet in seinem Schuppen in Meinershausen bei Grasberg
kurz vor Bremen eine erkleckliche Anzahl von Schätzchen der motorisierten Art: historische Zündapp- und BMW-Gespanne,
eine Horex, ein mit Originalteilen wieder hergerichtetes ADAC-Pannenhilfegespann, zwei alte Mercedes-Limousinen und noch so dies
und das. Alles das war er bereit uns zu zeigen - und uns auch noch mit einer selbst gekochten Suppe zu verköstigen!
Da Barbara berechtigte Zweifel an ihrem Orientierungssinn hegt und sich nicht zutraute, uns auf ansprechenderen Wegen
als der eher langweiligen Hauptstraße durch Zeven nach Grasberg zu führen, übernahm Kirsten diese Aufgabe.
Zunächst einmal führte uns die Fahrt plangemäß ins Grauen - ja wirklich, so heißt der kleine Ort in der Nähe von
Moisburg, an dem das obige Foto einfach entstehen musste. Auch Sauensiek konnten wir als reine Frauengruppe wohl
kaum auslassen und so fuhren wir auf diesem Wege Richtung Hollenstedt.
Tja - der Plan ist eine Sache, die Realität gelegentlich eine andere. Elke jedenfalls, die die geplante Tour auf ihrem
GPS hatte, fragt sich heute noch, wann wir denn die Tour fahren, die vorgesehen war... Was im vergangenen Monat die
Heideblütenfeste waren, war an diesem Septembersonntag der Herbstmarkt in Hollenstedt, der erfolgreich die
Durchfahrt der Ortsmitte verhinderte. So suchten wir uns wagemutig unseren Weg über die Dörfer und landeten
zwischenzeitlich fast im Gelände. Der steinige, teils matschige und mit riesigen Pfützen gespickte Weg stellte vor
allem diejenigen unter uns, die noch nicht so lange Motorrad fahren, schon vor eine Herausforderung - aber um so
schöner war hinterher das Gefühl, diese gemeistert zu haben! Den Motorrädern jedenfalls sah man
sie ohne Weiteres an und so manche Putzaktion dürfte in den folgenden Tagen stattgefunden haben...
Bis zur geplanten Pause in
Kuhmühlen hatte sich bei einigen Teilnehmerinnen ein deutliches Bedürfnis nach Wärme von
innen und außen aufgebaut - aber das malerische Mühlenrestaurant hatte am Sonntagvormittag ebenso wenig schon geöffnet wie
jedes andere Lokal in dieser überaus ländlichen Gegend, wie sich zeigte. So bogen wir in Gyhum kurzerhand auf die B 71 ab
und fanden in Zeven auch tatsächlich ein geöffnetes Eiscafé, in dem wir uns unter dem äußerst willkommenen
Gasheizgerät bei Kaffee und Kakao aufwärmten - und höchst "interessante" Gespräche mit höchst "interessanten" "Herren"
führten, die kaum glauben mochten, dass so ein Haufen Frauensleute tatsächlich ganz ohne Männer Spaß am Fahren hat.
Da es nun doch schon deutlich auf die Mittagszeit zuging, zu der wir von Barbaras Bruder und Schwägerin erwartet wurden,
kürzten wir wiederum ganz unplanmäßig ab und erreichten gegen 13 Uhr Meinershausen.
Harald Schüßler hatte doch tatsächlich
seine ganzen Schätzchen aus dem Schuppen heraus und auf den Hof geschoben, wo sie zwar endlich einmal richtig zur
Geltung kamen, aber dann doch eine ganze Anzahl (durchaus malerischer) Regentropfen abbekamen. Wir
jedenfalls konnten so unter dem schützenden Dach an der eigens für uns aufgestellten Tafel Platz nehmen
und von der leckeren Gurkensuppe mit Lachs und Barbaras selbst gebackenem Kokoskuchen schmausen!
Auch dem angebotenen Apfel-Ingwer-Punsch sprachen wir gerne zu - das tat gut und schmeckte wunderbar. Einen ganz,
ganz herzlichen Dank für die Gastfreundschaft, die vielen Eindrücke und die tolle Bewirtung!!! Abgesehen von
den Schätzen auf zwei und vier Rädern gibt es in so einem Künstlerhaushalt natürlich auch sonst allerhand Interessantes zu sehen:
Nach dem Essen (und weiteren Plaudern) führte uns der Hausherr seine Schmuckstücke in Wort, Bild und Ton vor. Es ist schon
erstaunlich und bewundernswert, was er über die Jahre so zusammengetragen hat! Besonders ergötzlich fanden wir die Ausstattung des
frühen ADAC-Pannenmobils: Von der "Arzt gesucht"-Fahne, die bei Bedarf kurzerhand am Straßenrand aufgepflanzt wurde,
über den (gefüllten!) Benzinkanister, der als Warnsignal an die Straße gestellt wurde, bis hin zum noch verplombten
Erste-Hilfe-Kasten und Blutplasmavorrat sowie dem Original-Aufnahmeformular hat Herr Schüßler fast die komplette
Ausstattung des Beiwagens über Ebay und Veröffentlichungen in den einschlägigen Magazinen zusammentragen können!
Außer uns war auch noch
Bernd Gehrken anwesend,
ein Bekannter von Herrn Schüßler - auch so ein (Motorrad-)Verrückter und echtes Unikum. Der hatte sich bereit
erklärt, uns im Anschluss an den Besuch in Meinershausen noch seine
ganz speziellen Schätze zu zeigen.
Und so folgten wir ihm am Nachmittag nach
Fischerhude, wo wir seine
Münch-Maschinen (eine im Hausflur!), sein BMW-Gespann mit dem Mammut-Beiwagen und die
Royal Enfield bestaunten. Gibt schon schöne Motorräder... Ganz gerührt von
unserem kleinen Gastgeschenk, überreichte er uns zum Abschied noch eine Kleinigkeit für unseren Stammtisch.
Mittlerweile war es so spät, dass wir uns lieber nicht mehr in das malerische Fischerhuder Café setzten, das Barbara ursprünglich
vorgesehen hatte, sondern lieber zusahen, dass wir möglichst vor dem Dunkelwerden nach Hause kamen.
So querten wir zwischen Ottersberg
und Posthausen die Autobahn und fuhren südlich um Rotenberg/Wümme zurück. Diesmal passte der Plan! Außerplanmäßig
war allenfalls die spontan beschlossene Kaffeepause in Fintel. Allerdings war auch dort zunächst keine Gaststätte geöffnet,
das uns empfohlene Eurostrand war von Otto-Touristen überfüllt, aber schließlich wurden wir in der Pizzeria sehr
freundlich empfangen - die nette weibliche Bedienung war begeistert von so einer Frauengang wie uns!
Außerplanmäßig holte uns kurz hinter Fintel, auf den letzten 50 km, leider doch noch der Regen ein... Plötzlich
schüttete es wie aus Eimern; zum Glück tauchte gerade rechterhand eine kleine Allee auf, in der wir uns ganz schnell
halbwegs geschützt in die zum Glück mitgeführten Regenklamotten schälten. Aber ein Spaß ist es nicht, in der einsetzenden
Dämmerung, ständig mit Wildwechsel rechnend und allerhand herbstlichem Schmadder auf den Straßen, zu fahren! In
Bendestorf, südlich von Sittensen, verabschiedeten wir uns schließlich an der Tankstelle, um voller interessanter Eindrücke auf verschiedenen Wegen
in die verschiedenen Richtungen nach Hause zu rollen.