Gespann-Schnupper-Training
Sonnabend, 14. – Sonntag, 15. April 2012
MZ Eigentlich gehört das hier gar nicht rein, denn ich bin die Einzige vom Stammtisch, die "dabei" war, aber weil es es solchen Spaß gemacht hat und es vielleicht auch andere Interessierte gibt, die das lesen, erzähle ich jetzt hier von meinem Gespann-Schnupper-Training.
Geboren ist die Idee, weil wir gern wieder einen Hund haben möchten, aber nicht mehr die traurigen Augen, wenn wir auf Motorrad Tour gehen. In einem Beiwagen könnte er ja mit. Aber würden wir Gespannfahren mögen? Können wir das? Probieren geht über studieren, also melden wir uns an. Das Training bei Müller Gespanne findet nur zwei Mal im Jahr statt: Im April und im September, September ist uns aber zu spät. Im Nachhinein denke ich, dass September vielleicht nicht so arg kalt wäre, doch wir haben überlebt!
Bereits halb Neun sollen wir bei Müller Gespanne auf dem Hof sein. Die Mitstreiter sind alle gestern schon angereist, das klappte bei uns aber wegen anderer Termine nicht. So starten wir von zuhause schon vor dem Aufstehen Richtung Brodersby bei Kappeln. Wie bei wohl jedem Training gibt es erstmal Namensschilder und die Vorstellungsrunde. Wer bin ich und was will ich hier. Wir sind 18 Teilnehmer zwischen 36 und 79 Jahren. 3 begleitende Frauen, 4 selbst fahrende Frauen und 11 Männer (die natürlich selbst fahren!). Die meisten haben noch keine Gespannerfahrung. Drei eigene Gespanne wurden von Teilnehmern mitgebracht. Kalle und Wally machen das Training bereits zum 4. Mal mit. Jeweils zum Saisonauftakt, weil es Spass macht, Sicherheit gibt und immer so nett ist.
Insgesamt haben wir fünf Instruktoren, die zusammen sechs Gespanne zum Üben zur Verfügung stellen, dazu die drei mitgebrachten, doch der Platz ist groß genug. Als erstes sollen wir die Gespanne schieben. Mindestens zwei Runden links rum und zwei rechts rum. Kurz unsere gemachten Erfahrungen vergleichen und dann fahren. "Einfach nur" durch die Pylonen um den Platz rum. Der Instruktor sitzt im Beiwagen und korrigiert wenn nötig. Siggi zerrt an mir rum: "BLEIBST du wohl bei mir?!" Oder "BLEIBST du mir wohl vom Leib!?" Mit Gewichtsverlagerung wird man hier nix, da sind echte Lenkkräfte gefordert! Insgesamt ist sie aber mit mir zufrieden, meine zwei Platzrunden klappen recht gut, mein Mann mordet ein Hütchen. Nächstes Gespann, wieder eine BMW, diesmal in grün, mein Beifahrer ist Ben. Dieses Mal fälle ich auch eine Pylone, aber so ein Gespann bleibt ja stehen während ich das Teil wieder in die Senkrechte bringe. Blöd geguckt – blöd gefahren. Selbst schuld. Noch zwei Runden, Elsbeth sitzt im Boot, muß aber gar nichts mehr sagen, klappt prima mit der V-Max. Die letzten zwei Runden absolviere ich mit der dicken Suzuki Intruder. Der Beiwagen ist leer, ich bin allein und komme trotzdem gut zurecht.
Zwischendurch gibt es immer wieder kurze Theorie-Runden. Wenn Peter seine Trillerpfeife ansetzt, sammeln wir uns. Dann werden vergangene Übungen besprochen, neue Übungen und Parcours erklärt, es gibt Kaffee, Tee, Mineralwasser, Limonade und Obst. Die Toiletten sind nicht weit entfernt im Restaurant Lobster, die uns auch mit frischem Kaffee und Tee versorgen, wenn er alle ist. Es ist nämlich saukalt. Und zum richtig Warmwerden diente nur das Schieben der Gespanne. Manch einem wird zwar auch hier mal kurz warm, wenn sich das Seitenwagenrad hebt, aber das reicht nicht wirklich.
BMW
ältester Teilnehmer Eine ziemlich lange Theorie-Einheit in Fahrzeugkunde kühlt zusätzlich ab. Zum Mittag gibt es heiße Gemüsesuppe vom Restaurant Lobster. Das tut gut! Jetzt kommt auch endlich die Sonne raus, doch auch das ist nicht genug. Zumal jetzt eine zweite lange Theorie Einheit folgt: Wie wird gebremst, wie wird gelenkt, wie wird geguckt, das Gespann in der Straßenverkehrsordnung und in der Straßenverkehrszulassungsordnung, Reaktionsweg, Bremsweg, Anhalteweg und was man sonst immer so anspricht im Sicherheitstraining. Beladung des Motorrades oder des Beiwagens oder beides? Was hat das für Auswirkungen auf die Gewichtsverteilung und damit auf das Fahr- und Bremsverhalten?
Natürlich fahren wir auch am Nachmittag wieder. Fahren im Kreis: Linksrum, rechtsrum, Fahren einer Acht, kein Brezel! Zwischendurch wieder Getränke, Obst und lecker Blechkuchen mit Apfel und Rhabarber. Irgendwann ist dann Schluss, ab in's Hotel. Es reicht auch jetzt, die Konzentration geht langsam den Bach runter. Im Thomsens Motel sind wir prima untergebracht. Lacher am Rande: Das WLAN des Hotels heißt "Beiwagen"! Eine heiße Dusche wirkt Wunder, wir gehen Richtung Stadt, wo wir uns im Kappelner Hof zum Abendessen treffen wollen. Vorher gehen wir noch an den Hafen und es gibt zwei Kugeln Eis! Jawoll, nach der Dusche ist das wieder möglich. Das leckere Buffet im Hotel ist mit der Kursgebühr bezahlt und wer mit Mineralwassser und Apfelsaft zufrieden ist, bezahlt nicht einen Euro für die äußerst leckere Zwiebelsuppe, das oberleckere, reichhaltige und abwechslungsreiche Buffet mit lecker Zitronencreme als Nachtisch. Peter uns Elsbeth schleppen Unmengen von Ordnern mit, damit wir uns die 32 jährige Firmengeschichte, alle möglichen gebauten Gespanne, alte Zeitungsartikel und, und, und ansehen können. Dabei natürlich jede Menge Benzingespräche. Für uns allerdings nicht lange. Das frühe Aufstehen, der Kurs mit den vielen neuen Eindrücken und den ganzen Tag an der frischen und kalten Luft... Uns fallen die Augen zu, wir gehen wieder in unser Hotel und schlafen.
Ausgeschlafen und mit einem üppigen Frühstück im Bauch fahren wir wieder an den Strand. Wieder fahren, fahren, fahren. Ein paar Schweinereien gibt es noch: Bremsen aus einer bestimmten Geschwindigkeit und an einem bestimmten Punkt zum Stehen kommen, immer wieder Acht oder Kreis und mit der ollen MZ das Beiwagenrad auf dem Kantstein den Parkplatz entlang. Verflucht, ist das anstrengend!
Besonders war uns eigentlich auch daran gelegen, mal einen Schwenker zu fahren. Als wir uns anmeldeten, gab es den noch. Dummerweise kam aber ein Kunde und drohte dafür Geld zu bezahlen. Nun ist er weg. Wir sind nicht die Einzigen, die gern mal einen Schwenker fahren wollten. Elsbeth berichtet, dass bereits eine F 650 GS gekauft wurde, die in den nächsten 4 Wochen zu einem Schwenker werden soll. Sie meldet sich, dann können wir die mal ausprobieren. Aber sie hat auch Sven angerufen. Sven hat vor 2 Jahren einen Ducati-Schwenker gekauft und taucht damit beim Training auf. Tolles Teil! Mit kleinem Boot nur für Hund (den er nicht hat) und Gepäck. Bis zu 120 kg Reise-Utensilien hatte er da schon drin! Peter fährt ein paar Proberunden auf dem Platz vor. Jaaaaaa! DAS ist Motorrad fahren!!! Das will ich!
Suzi
MZ auf Kante fahren Wir stehen um Svens Gefährt und erfahren auch hier wieder welche Bremse auf welches Rad wirkt, wie man den Beiwagen abbaut, dass man hier nicht vergessen darf die Beine auf den Boden zu stellen und wie das mit den Leuchten und Blinkern geht, wenn man mal mit und mal ohne fährt. Dann wird wieder (starres) Gespann gefahren, noch ein wenig graue Theorie, Manöverkritik, "Urkundenverleihung", Mittagessen vom Lobster und so langsam dann auch Verabschiedung und Heimweg.
Für mich (und wenn ich mal davon ausgehe, daß alle ehrlich waren für uns alle) war es ein tolles Wochenende. Wir konnten wahrlich genügend fahren und unsere Erfahrungen auf äußerst unterschiedlichen Gespannen sammeln, so dass wir gute Vergleichsmöglichkeiten bekommen haben. Wer wollte, konnte nach Absprache auch mit dem Gespann seiner Wahl mal im wahren Leben, also auf der öffentlichen Straße fahren und die Gefahrenbremsung bei einem kreuzendem Rehrudel im Echtbetrieb üben. Es blieben wirklich keine Fragen offen. Und der Service ist kaum zu toppen! Ständig tolles Essen, Loch im Bauch oder Durst wäre hier wirklich selbst verschuldet! Hotel und Abendversanstaltung perfekt organisiert. Einzig das Wetter hätte ich mir ein paar Grad wärmer gewünscht, doch vielleicht sollte ich mich lieber freuen, dass es wenigstens trocken war, nicht sehr windig und weder Hagel noch Schnee. :-) Unser aller Dank für dieses superschöne, lehrreiche und unvergessliche Wochenende gilt Ben, Boy, Elsbeth, Lotta, Peter, Siggi, dem Lobster Team und den Crews vom Hotel Kappelner Hof und Thomsens Motel!